Marktbericht September 2017

von | 01. September 2017

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Von Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der steinbeis & häcker vermögensverwaltung

Euro-Stärke und Nordkorea beeinflussen die Kapitalmärkte

Der Höhenflug des Euro im laufenden Jahr wird den Anlegern sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Schließlich lag der Preis der Gemeinschaftswährung Ende August zeitweise über 1,20 US-Dollar und damit mehr als 14 Prozent über dem Wert zu Beginn des Jahres. Eine schwächer als von vielen Anlegern erwartete US-Konjunktur (oft an dieser Stelle prognostiziert) und die Chaostage im Weißen Haus brachten den Greenback deutlich unter Druck. Die US-Regierung ist auf dem besten Weg, international an Einfluss und Macht zu verlieren. Sogar nach den nordkoreanischen Raketentests blieb die Währung im Rückwärtsgang, obwohl über Jahrzehnte hinweg der US-Dollar als Krisenwährung und sicherer Hafen bei geopolitischen Krisen von den Anlegern weltweit angesteuert wurde.

Nur von einer Dollarschwäche zu sprechen wäre allerdings nicht angebracht, da der Euro in diesem Zeitraum gegen die meisten weltweiten Währungen aufwerten konnte. Für die ausgeprägte Euro-Stärke gibt es mehrere und durchaus nachvollziehbare Gründe. Nach dem Wegfall der politischen Risiken mit den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich rückte der Fokus der Investoren endlich in Richtung fundamentale Stärke des Währungsraumes. Immer wieder haben wir unsere positive Sichtweise bezüglich der makroökonomischen Entwicklung Eurolands in unseren Publikationen diskutiert. Trotz Brexit-Entscheidung hat der Währungsraum nicht an Schwung verloren.

Die Konjunkturdaten entwickeln sich äußerst positiv und könnten durch Reformen der neuen französischen Regierung zusätzlichen Schub erhalten. Einkaufmanagerindizes, Industrie- und Verbrauchervertrauen lassen uns ein Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2017 von deutlich über 2 Prozent erwarten. Das dürfte über den kreditfinanzierten Wachstumsraten der USA liegen.

Angesichts der jüngsten starken Wertentwicklung, halten wir allerdings kurzfristig das Aufwärtspotential des Euros für begrenzt. Es besteht sogar die Möglichkeit einer kurzen Erholung des Dollars, wenn in den USA endlich ein Steuerkonzept beschlossen und die Schuldenobergrenze problemlos erhöht wird. Mittel- und langfristig liefern die ökonomischen Rahmendaten allerdings weiterhin starken Rückenwind für die europäische Gemeinschaftswährung. Politische Entwicklungen diesseits und jenseits des Atlantiks sind dennoch in den kommenden Monaten genau zu beobachten.

Nordkorea an der Spitze der geopolitischen Risiken

Das Verhalten der Kapitalmärkte in den Sommerwochen hat gezeigt, dass geopolitische Risiken der wesentliche Auslöser für Risikoaversionen bleiben. Die Spannungen um die nordkoreanische Halbinsel haben die im Frühjahr begonnene Korrektur an den Aktienmärkten verlängert und intensiviert. Aus unserer Sicht bleibt die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Eskalation aber gering. Ein militärischer Aufmarsch der USA vor den Toren Chinas ist kaum vorstellbar. Trump hat zwar die Taktik geändert, die Strategie dürfte aber unangetastet bleiben. Hinter den Kulissen wird verhandelt. Das bedeutet aber leider nicht, dass die Spirale der Eskalation beendet ist. Solange aber eine grundsätzliche Geschlossenheit zwischen Südkorea, China und den USA in den Verhandlungen besteht, ist die Situation beherrschbar. Insbesondere in China scheint man mittlerweile sehr bemüht zu sein, das Problem vor der eigenen Haustür zu stabilisieren.

Noch keine globale Konjunkturschwäche erkennbar – China überrascht positiv

Eine weltweite Konjunkturabschwächung lässt noch auf sich warten. Ganz im Gegenteil, wir erleben weiterhin einen synchronen globalen Aufschwung. Die meisten Industrieländer zeigen weiterhin robuste Wachstumszahlen. Neben Euroland bleibt China eine positive Überraschung und somit eine tragende Säule der globalen konjunkturellen Dynamik. Das Reich der Mitte verzeichnete im zweiten Quartal ein Wirtschaftswachstum von knapp 7 Prozent. Analysiert man die einzelnen Komponenten der Volkswirtschaft, so stellt man fest, dass der Dienstleistungssektor bereits mehr als 50 Prozent zu dieser Entwicklung beiträgt. Der Umbau der Volkswirtschaft im Reich der Mitte schreitet also mit großem Erfolg voran. Diese Entwicklung wird durch das Entstehen vieler neuer, gut bezahlter Jobs getragen. So stieg das Pro-Kopf-Einkommen im 2. Quartal 2017 real um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Berücksichtigt man zusätzlich die geringe Verschuldung chinesischer Haushalte, darf man von einem gesunden und trendfähigen Konsumwachstum sprechen. Besonders stark wächst der Online-Handel. Im 1. Halbjahr stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent.

Kursanstieg bei Aktien könnte sich im Herbst fortsetzen

In Bezug auf Aktien sind wir im Vergleich zu anderen risikoreichen Anlagen für das 2. Halbjahr weiterhin positiv gestimmt. Dennoch gehen wir zunächst vorsichtig in die nächsten Wochen. Massive Käufe drängen sich noch nicht auf. Die geopolitischen Ereignisse bleiben schwer einschätzbar und könnten noch für weitere Turbulenzen sorgen. Darüber hinaus ist die zukünftige Entwicklung an den Währungsmärkten genau zu beobachten. Der starke Euro sollte als Belastungsfaktor nicht unterschätzt werden. Er schmälert den Gewinn bei Fremdwährungsanlagen. Ein Anleger in Deutschland, der am Jahresanfang in den breiten amerikanischen Aktienindex S&P 500 investiert hat, verbuchte Ende August einen Verlust von über 2 Prozent, obwohl der in USD-gerechnete Index knapp 10 Prozent in diesem Zeitraum gewonnen hat. Zudem bremst die starke Währung auch die Geschäfte vieler exportorientierter Unternehmen in Euroland. Die Schwäche des DAX in den vergangenen Wochen ist vor allem vor diesem Hintergrund zu sehen. Der Aufschwung im Währungsraum wäre zwar bei weiterer Aufwertung nicht in Gefahr, würde aber zweifellos einen Dämpfer bekommen. 

Wie bereits oben erläutert, gehen wir in den kommenden Monaten von einer Beruhigung an der Währungsfront aus. Zwar hat die Europäische Zentralbank kein Währungsmandat, ein nachhaltiger Höhenflug der Gemeinschaftswährung liegt aber sicher nicht in ihrem Interesse. Die Wettbewerbsfähigkeit der Peripheriestaaten leidet und das selbstgesteckte Inflationsziel von 2 Prozent gerät außer Reichweite. Verbale Interventionen von Mario Draghi und Co würden uns daher nicht überraschen.

Fundamental stehen die Ampeln weiter auf grün. Steigende Unternehmensgewinne bei gleichzeitig attraktiver Bewertung machen ein Investment in europäische und asiatische Aktien besonders interessant. Dabei ist es wichtig, die Aktienbewertungen im Kontext des gegenwärtigen Niedrigzinsumfelds zu beurteilen. Solange die großen Notenbanken an ihrer expansiv gestalteten Geldpolitik festhalten, sollte sich daran aber wenig ändern. Zudem gibt es kaum Anzeichen für überzogenen Optimismus bei den Anlegern. Insbesondere bei institutionellen Investoren stellen wir überwiegend eine vorsichtige Stimmung fest. Für größere Neuengagements bieten sich in den kommenden Wochen immer wieder Chancen. Wir gehen davon aus, dass beispielsweise der DAX zwischen 11.500 und 11.800 Punkten im Herbst einen Boden ausbilden könnte.

Seitwärtsbewegung bei Anleihen

Die Seitwärtsbewegung bei Anleihen hält an. Es fällt uns weiterhin schwer, im gegenwärtigen Umfeld attraktive Investitionsmöglichkeiten zu finden. Immer wieder beobachten wir, dass Anleger auf der verzweifelten Suche nach Rendite hohe Risiken mit schlechten Emittenten eingehen. Ein Risiko, das nach unserer festen Überzeugung nicht ansatzweise vernünftig honoriert wird. Hochzinsanleihen bieten mit ihren niedrigen Renditen nur noch einen geringen Ausgleich für das Risiko des Zahlungsausfalls. Weniger ein potentieller Zinsanstieg als vielmehr eine Bonitätsverschlechterung des Emittenten wird damit zur Zeitbombe. Wie in den vergangenen Monaten lassen wir daher unser Anleihen-Engagement defensiv ausgerichtet. Auf der Zinsseite bleibt unsere Phantasie für höhere Renditen begrenzt. Eine Reduktion des Anleihe-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank könnte zwar für etwas Aufwärtsdruck sorgen, Renditen für 10-jährige deutsche Bundesanleihen jenseits der 1-Prozent-Marke erscheinen uns aber als unrealistisch.

Rohstoffe – ein Spiegelbild der Konjunkturdynamik

Während Öl mit der 50 USD/Fass-Marke kämpft, erleben die zyklischen Industriemetalle den von uns lange erwarteten Aufschwung. Kupfer, das man beispielsweise zur Herstellung von Kabeln für elektrische Geräte benötigt, notiert auf einem 3-Jahres-Hoch. Zink, das bei der Stahlherstellung eingesetzt wird, notiert so hoch wie 10 Jahre nicht mehr. Das zur Produktion von Auto-Katalysatoren verwendete Palladium eilt auch von einem Hoch zum Nächsten. 

Zumindest bis Jahresende rechnen wir mit weiter steigenden Preisen. Die Nachfrage, insbesondere aus Asien, entwickelt sich noch stabil. Bei Kupfer sind die streikbedingten Produktionsausfälle zu Jahresbeginn noch immer nicht vollständig kompensiert. Ein Marktdefizit in 2017 würde uns daher nicht überraschen.

Gold als Krisenwährung, aber nicht nur!

Der Goldpreis stieg im August, unterstützt vom schwachen US-Dollar und steigenden geopolitischen Risiken, auf über 1325 USD pro Feinunze. Mit den Spannungen in Nordkorea war der kurzfristige Kursanstieg auch spekulativ getrieben. Aber es gilt auch zu berücksichtigen, dass die physische Nachfrage im 2. Quartal bemerkenswert hoch war. China blieb der weltgrößte Konsument und in Indien erholte sich die Schmucknachfrage deutlicher, als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Die Rahmenbedingungen sprechen somit kurz- und mittelfristig für weiter steigende Preise.

Wir möchten aber betonen, dass wir Gold und Goldminen in unseren Portfolios weniger als Schutz bei geopolitischen Risiken halten. Als ultimative Währung, die nicht beliebig vermehrt werden kann ist es ein Gegenpol zur extrem expansiven Geldpolitik der Zentralbanken. Wir erwarten eine sehr lange Zeit von niedrigen bzw. negativen Realzinsen, die die Opportunitätskosten für das Halten von Gold (kein Zins!) minimieren. Zudem bleibt das gelbe Metall eine Versicherung gegen Finanzkrisen und Inflation. Ja, sie haben richtig gelesen: Inflation. Es wird dauerhaft nicht funktionieren, immer mehr Geld zu drucken, um die sich weiter verschuldende Welt am Leben zu erhalten und gleichzeitig die Inflation niedrig zu halten. Bitte bedenken Sie, es gibt nur noch 2 Möglichkeiten der Schuldenreduzierung – Streichung und Inflation. Eine Schuldenentwertung durch Inflation hat den Vorteil, dass sie schleichend verläuft und von einem Großteil der Bevölkerung nur sehr zaghaft wahrgenommen wird. Politiker gehen immer den einfacheren Weg.

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