Janusköpfiger Aktienmarkt. Ausgeprägte Spreizung innerhalb einzelner Sektoren: Wie agiert der umsichtige Investor?

von | 21. Oktober 2019

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Kolumne von Markus Steinbeis, CFA, Geschäftsführender Gesellschafter der steinbeis & häcker vermögensverwaltung in München

In der römischen Mythologie symbolisiert der Gott Janus mit seinem Doppelgesicht, das zugleich nach vorne und hinten blickt, die Dualität in einer Vielzahl von Dingen wie etwa Schöpfung/Zerstörung, Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende, Zukunft/Vergangenheit. In diesen Herbsttagen zeigt sich auch am Aktienmarkt eine solche kolossale Divergenz. In der nachstehenden Kolumne versuchen wir eine Handlungsempfehlung für die mittelfristige Positionierung zu geben.

 

Der Blick in den Rückspiegel: Nicht-zyklische Sektoren als Treiber des Aufschwungs

Die Aktiendepots, die sich in den letzten beiden Jahren gut entwickelt haben, sind sehr stark getrieben von Momentum-Strategien nicht-zyklischer Sektoren wie Titeln des täglichen Bedarfs und Nahrungsmittel-Konzernen, aber auch ausgewählten Technologie-Aktien. Ursächlich für den Siegeszug dieser „Steady-Growth“ – Werte war ein deutlicher Rückenwind von Seiten der Geldpolitik. Sowohl die Fiskal- als auch die Zinspolitik befeuerten eine positive Entwicklung des quantitativen Momentum-Faktors. Freilich zeigten beispielhaft auch Unternehmen wie Procter & Gamble, Microsoft oder Nestle in diesem Umfeld ansprechende Unternehmensergebnisse. Nun naht der Zeitpunkt mit offenen Augen zu hinterfragen, ob das auch für die nahe Zukunft unverändert fortgeschrieben werden kann. Immense institutionelle Gelder, die in normalen Zinszeiten in Unternehmensanleihen geflossen wären, fanden zudem ihren Weg in Aktien, die jeden Tag ein wenig mehr wert waren und zudem noch auskömmliche Dividenden verhießen.

 

Stimuli der Notenbank verpuffen zunehmend

Die Halbwertszeit geldpolitischer Impulse wurde zuletzt immer kürzer. Es mehren sich Stimmen, dass die wieder und wieder gleichen Maßnahmen der EZB wie Ausweitung von Negativzinsen oder die Wiederaufnahme von Anleihe-Ankaufprogrammen keinerlei Wirkung mehr auf die Realwirtschaft erzeugen. Die Inflation verharrt auf ungewünscht niedrigem Niveau fernab der anvisierten 2%-Marke. Mehr noch: Die deutsche Bankenlandschaft ächzt unter dem Wegfall ihres Brot-und-Butter-Geschäfts und kann die Kosten gar nicht so schnell senken wie die Erträge wegbrechen. Die Zinsstrukturkurve zwischen zweijährigen und zehnjährigen Anleihe wurde invers, was vielfach in vergleichbaren Situationen der Vorbote einer mittelfristig heraufziehenden Rezession war.

Erster scharfer Favoritenwechsel im August 2019

Und in der Tat wachsen die Bäume auf der Momentum-Seite nicht mehr in den Himmel. Umgekehrt finden lange Zeit geschmähte Zykliker ansatzweise wieder mehr Beachtung. Im Laufe des Augustes erfolgte eine erste sehr schnelle und scharfe Sektor-Rotation in zyklische Werte etwa der Automobil- und Chemiebranche mit Kursaufschlägen bis zu 15% innerhalb von zwei Wochen. Passiv agierende, Index-orientierte Investoren blieben vielfach leider außen vor. Es zeigt sich einmal mehr, dass sich Qualitätsaktien überall finden lassen. In unserem Haus hatten wir seit geraumer Zeit begonnen unsere Portfolien ausgewogener zu gestalten. Die Anpassungen erfolgten über erste Positionen in deutschen aber auch europäischen Mittelstands-Titeln aus Maschinenbau, Chemie, Anlagenbau sowie Mobilitätsthemen. Diese hervorragend positionierten und exzellent geführten Unternehmen notieren in weiten Teilen ungeachtet einer ausgezeichneten Bilanz-Qualität am Buchwert oder darunter.

 

Sektor-Rotation ante portas: Szenario für eine Renaissance zyklischer Industriewerte

Die bereits eingeleitete Rotation in Nebenwerte und zyklische Geschäftsmodelle kann sich verstetigen, sollten sich in den nächsten Wochen und Monaten die konjunkturellen Frühindikatoren auch nur stabilisieren. In den angelsächsischen Immobilienmärkten zeichnet sich bereits eine solche Entwicklung ab. Möglicherweise wird auch ausgehend von den USA ein signifikantes Paket von großangelegten Infrastrukturmaßnahmen initiiert, wofür wir in unserem Haus eine gewisse Wahrscheinlichkeit sehen. Der Fundus an investitionswürdigen Qualitätsaktien aller Segmente und aller Marktkapitalisierungen würde sich somit wieder deutlich ausweiten. Denn eines hat sich nicht geändert: Langfristiger Investmenterfolg ist immer und vor allem eine Frage der Bewertungen.

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