Die Geldmengen steigen weiter – und damit der Goldpreis

von | 18. Mai 2020

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Kolumne von Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München.

Notenbanken weltweit verneinen, dass sie Staatsschulden monetarisieren. Zudem vermitteln sie wiederholt die Illusion, die Geldpolitik jederzeit anpassen und ihre Bilanzsumme reduzieren zu können. Leider ist die US-Notenbank (FED) mit diesem Versuch im Jahr 2018 grandios gescheitert. Das Gegenteil ist mittlerweile zu beobachten: Die Druckerpressen laufen als Reaktion auf die Corona-Pandemie noch schneller und die Geldmengen steigen rasant. Neben Staatsanleihen und Unternehmensanleihen finden nun auch Ramschanleihen (High Yield) einen Platz in der Bilanz der FED. Die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken werden diesem Beispiel bald folgen. Für Anleger bedeutet dies, dass Gold in einer Vermögensstruktur weiter an Wichtigkeit gewinnen wird. Das gelbe Metall war historisch ein geeignetes Instrument zum Werterhalt, besonders in Zeiten extremer Geld- und Fiskalpolitik. Man mag zu der ultralockeren Geldpolitik stehen, wie man will, aber es erscheint uns mehr denn je ratsam, Gold und Edelmetalle in der Kapitalanlage stärker zu berücksichtigen.

 

Die Druckerpressen laufen schneller

Mit Beginn der großen Finanzkrise im Jahr 2007 hat sich die Geldpolitik gravierend verändert. Die herkömmliche und alt bekannte Zinspolitik wurde von den Notenbanken durch unkonventionelle Maßnahmen ergänzt. Dieser Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen (Quantitative Easing) avancierte in den vergangenen Jahren sehr schnell zum wichtigsten Werkzeug geldpolitischer Einflussnahme. Bei kurzfristigen Zinsen nahe Null oder sogar im negativen Terrain wurden kosmetische Zinssenkungen von den Kapitalmärkten nur noch als Placebo wahrgenommen, die wirkungslos verpufften. Die großen Notenbanken wiesen in den vergangenen Jahren unermüdlich darauf hin, dass die Anleihekäufe nur temporär vorgenommen würden und die Zentralbankbilanzen zu gegebener Zeit wieder reduziert werden könnten. Wir haben dies immer bezweifelt. Im vierten Quartal 2018 ging in den USA dieser Versuch auch mächtig schief. Mit den jüngsten Ankündigungen als Reaktion auf den Pandemie-bedingten Konjunktureinbruch, beginnen die Notenbankbilanzen nun endgültig zu explodieren. Die gigantischen Fiskalpakete sind einfach zu mächtig, um vom Kapitalmarkt bei unattraktiven Zinsen refinanziert zu werden. Die Druckerpresse muss nun endgültig die Staatsdefizite finanzieren.

Der Teufelskreislauf aus niedrigen Zinsen und exorbitanter Verschuldung erfordert hohe Wachstumsraten der Geldmengen

Viele Beobachter (so auch wir) stellen fest: Wir befinden uns am Beginn der Modern Monetary Theory (MMT). Demnach können Staaten quasi unbegrenzt über Ihre Einflussnahme auf die Notenbanken die Geldmenge erhöhen. Damit unterscheidet sich der Staat von Unternehmen oder Bürgern, denn er muss seine Schulden nicht herkömmlich zurückzahlen. Vielmehr kann er mit neu geschaffenem Geld die Zinsen und Tilgungen bestreiten. Mit anderen Worten: Der Staat gibt Geld heraus und bestreitet damit seine Ausgaben. Steuern werden im Rahmen von MMT nicht als Finanzierungsinstrument des Staates betrachtet. Vielmehr dienen sie dazu, die Inflation zu begrenzen, indem ein Teil des Geldes wieder eingesammelt wird.

Eine wesentliche Voraussetzung für den Bestand dieses Systems ist das Vertrauen der Bürger in das Währungssystem und die Politik. Denn die Realität sieht sehr ernüchternd aus. Der herkömmlichen Geldpolitik sind im Nullzinsumfeld und bei globalen Schuldenexzessen die Hände gebunden. Steigende Zinsen sind Gift für die Realwirtschaft und verschlechtern die Kreditratings von Staaten und Unternehmen. Fiskalpolitik kann nur eingesetzt werden, indem man die Geldmenge erhöht. Genauer betrachtet ist es ein Teufelskreis: Wenn man die Zinsen nicht erhöhen kann, um Fiskalpakete mit Anleihen am Kapitalmarkt zu refinanzieren, bleibt als Fluchtweg nur eine Erhöhung der Geldmenge. In diesem Umfeld steht Geld theoretisch unbegrenzt zur Verfügung.

 

Gold als ultimatives Wertaufbewahrungsmittel

Gegen Gold gibt es viele Argumente. Eines davon resultiert aus der Annahme, dass Aktien langfristig höhere Renditen abwerfen. Dies trifft auf einige Länder und Zeiträume in der Tat zu, aber eben nicht auf alle Zeiträume. Wir denken, dass vor dem Hintergrund extremer Geld- und Fiskalpolitik die Wahrscheinlichkeit einer Outperformance von Gold gegenüber Aktien in den kommenden Monaten und Jahren durchaus nicht zu unterschätzen ist. Es ist aber keine Frage des „entweder oder“, sondern des „sowohl als auch“. Die Kombination von Aktien und Gold dürfte in den kommenden Jahren Schwankungen begrenzen und attraktive Renditen liefern. Am Ende des Tages ist das gelbe Metall neben all den Performancechancen aber immer auch eine Versicherung und das ultimative Wertaufbewahrungsmittel. Bis in die 1970er Jahre fungierte es als Sicherheit für viele Währungen. Es ist daher kein Zufall, dass Notenbanken seit 2009 ihre Bestände wieder weiter aufstocken. Allein 2019 erwarben sie ein Rekordvolumen von 374 Tonnen. Gold ist also wieder attraktiv für Anleger, aber auch für Notenbanken. Es ist die ultimative Währung vor allem in Phasen von stark steigenden Geldmengen.

 

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