Ein turbulenter Jahresauftakt

von | 08. Februar 2022

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Schnell vergessen war der freundliche Jahresausklang 2021 an den Börsen. Die globalen Aktienmärkte erlebten im Januar ihren schlechtesten Monat seit dem Corona-Crash vom März 2020. Zu lange hat die US-Notenbank die Inflationsentwicklung unterschätzt. Nun deutet sie den Start einer restriktiveren Geldpolitik an. Ab März sollen die Leitzinsen sukzessive erhöht werden. Die Terminmärkte rechnen für das laufende Jahr bereits mit einer Serie von fünf Zinserhöhungen in Höhe von jeweils 0,25 Prozent. Dieser geldpolitische Richtungswechsel hat viele Marktteilnehmer verschreckt. Zudem sorgten die aktuellen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine sowie enttäuschende Ergebnisberichte einiger namhafter US-Unternehmen für Verunsicherung. Vor allem hoch bewertete Wachstumswerte mussten teils deutliche Preisabschläge hinnehmen. Der Facebook-Konzern Meta ist das jüngste Beispiel für notwendige Kurskorrekturen im Tech-Sektor nach dem enormen Wachstum in der Corona-Pandemie. Der bislang dominante Nasdaq-Index steht unter Druck, langjährige Anlegerlieblinge werden abverkauft. Nach der Veröffentlichung enttäuschender Unternehmensergebnisse für das 4. Quartal 2021 verlor die Aktie allein am 3. Februar 27 Prozent an Wert. Damit wurden 230 Milliarden US-Dollar an Börsenwert des Unternehmens vernichtet – ein Rekord in der Wirtschaftsgeschichte Das Ausmaß der Kursstürze zeigt, wie weit der Börsenwert sich von der Realität entfernt hatte.

Im Rahmen dieser Turbulenzen kam es an den Märkten zu einer Beschleunigung der Branchenrotation. Aktien aus den Branchen Energie, Infrastruktur und Grundstoffe waren gesucht, weil sie in einem Umfeld anziehender Inflation und steigender Zinsen profitieren. Die Abschläge bei Growth-Aktien werden zunehmend von Value-Aktien aufgefangen. Genau hier liegen immer noch die Schwerpunkte unserer Strategie. Daher erwiesen sich unsere Portfolios im Januar, trotz aller Turbulenzen, als sehr widerstandsfähig. Neben der Branchenallokation und Titelselektion im Aktienbereich konnten unsere Positionen im Rohstoff- und Edelmetallbereich zur Stabilisierung beitragen. Die weiteren Aussichten beurteilen wir optimistisch, denn Korrekturen an den Kapitalmärkten sind per se nicht ungewöhnlich. Die makroökonomischen Rahmendaten zeigen sich weiterhin robust und sollten für eine anhaltende Gewinndynamik bei den Unternehmen sorgen. Wir gehen davon aus, dass die negativen Auswirkungen der geldpolitischen Straffung der Notenbanken im Jahr 2022 durch das fortgesetzte Wachstum der Unternehmensgewinne mehr als aufgehoben werden. Unsere Aktienquoten belassen wir daher auf hohem Niveau. Im Folgenden wollen wir einige wichtige Themen näher beleuchten.

Notenbanken unter Druck

Steigende Inflationsraten sind zum Thema Nummer eins für Investoren weltweit geworden. Die Inflation in der Eurozone stieg im Januar um 5,1 Prozent. Das ist der höchste Wert in der Geschichte der Währungsunion. In den USA liegt die jährliche Konsumentenpreissteigerung bei etwa 7 Prozent. Die anfänglichen Hoffnungen der Notenbanken, dass sich die hohen Inflationsraten als vorübergehend erweisen würden, sind verblasst. Seit Mitte 2020 vertreten wir die Ansicht, dass die Realwirtschaft viel zu klein ist für die geld- und fiskalpolitischen Expansionsprogramme von Regierungen und Zentralbanken inklusive der grünen Transformation. Die unter anderem aus diesem Grund prognostizierte hartnäckige Inflation ist nunmehr Realität. Notenbanken auf der ganzen Welt stehen derzeit vor der schwierigen Herausforderung, schnelle Preissteigerungen einzudämmen und gleichzeitig die beginnende wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden. Eine zu frühe Straffung könnte das Risiko bergen, die Wirtschaft wieder in die Rezession zu stürzen, während eine zu späte Straffung dazu führen könnte, dass die Inflation außer Kontrolle gerät. Es ist also der Zeitpunkt gekommen, an dem sich die Geldpolitiker entscheiden müssen, ob sie lieber eine Rezession oder lieber eine strukturell höhere Inflationsrate zulassen wollen. Wir gehen fest davon aus, dass eine Rezession unbedingt vermieden werden soll. Ob es gelingt, wird sich zeigen. Restrisiken bleiben bestehen, denn die großen Notenbanken der Industrieländer befinden sich in einer Ecke, in der jeder potenzielle Schritt ein politischer Fehler sein kann. Im Endeffekt wird die Liquidität zukünftig knapper an den internationalen Finanzmärkten.

Eine neue Realität an den Finanzmärkten

Die Anleger werden derzeit weltweit gezwungen, eine neue Realität zu akzeptieren. Die jüngere Vergangenheit nach der Coronakrise war geprägt von einer starken Konjunkturerholung, ausgelöst von einer extrem expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Die kommenden Monate werden von geringerer Wachstumsdynamik und geringerem politischen Rückenwind gekennzeichnet sein.

Besonders deutlich zeigt sich dies in den USA. Im 4. Quartal 2021 ist die US-Wirtschaft um 6,9 Prozent p. a. gewachsen. Insgesamt hat sie 2021 um 5,5 Prozent zugelegt, so viel wie seit 1984 nicht mehr. Dieses Tempo ist nicht zu halten, die Wachstumsraten sollten von nun an rückläufig sein. Der Schwung lässt also nach.

Auch der US-Notenbank (FED) ist nun aufgefallen, dass sich die wirtschaftliche Lage gewandelt hat. Vollbeschäftigung könnte ihrer Meinung nach relativ bald erreicht sein. Eine erste Zinserhöhung bereits im März ist möglich. Darüber hinaus dürfte die FED im Sommer damit beginnen, die Notenbankbilanz zu verkürzen, indem sie Kapital aus fällig werdenden Anleihen nicht mehr voll reinvestiert.

Ebenso kommt die Europäische Zentralbank (EZB) langsam unter Druck. Christine Lagarde hat zunehmend Mühe ihre expansive Geldpolitik zu rechtfertigen. Zunächst wurde auch von ihr erstmals die Einschätzung revidiert, wonach die erhöhte Inflation in der Eurozone lediglich ein vorübergehendes Phänomen sei. Lagarde bezeichnet mittlerweile das Inflationsrisiko als nach oben geneigt. Dennoch will sie ihren Weg der Geldflutung nicht verlassen. Sie drosselt nur marginal die Geschwindigkeit. Ab April soll das Corona-Notfallkaufprogramm PEPP ruhen. Es wird jedoch durch eine vorübergehende Verdopplung des regulären Kaufprogramms APP auf 40 Milliarden Euro aufgefangen. Im dritten Quartal soll das Kauftempo dann auf monatlich 30 Milliarden Euro sinken und ab Oktober mit den regulären 20 Milliarden Euro weiterlaufen. Selbstverständlich sind das erst kleine Schritte, aber der Gesinnungswandel an der Spitze der EZB erinnert an die US-Notenbank im vergangenen Herbst. Dennoch gilt Folgendes immer zu berücksichtigen: Die Verschuldung im Euroraum verbietet eine restriktive Geldpolitik. Italien zum Beispiel hat eine Staatsverschuldung von über 150 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Es gibt keine Möglichkeit, diese Schuldenlast mit strukturell positiven Realzinsen zu bewältigen. Gleichwohl wird sich Christine Lagarde hüten, angesichts der angeblichen Unabhängigkeit der Zentralbank von der Regierungspolitik, dies so öffentlich auszusprechen.

 

Die neue Realität dürfte also von gutem, aber etwas langsameren Wachstum sowie einer in Nuancen weniger expansiven Geldpolitik gekennzeichnet sein. Dazu passt auch die Botschaft des Internationalen Währungsfonds (IWF), der seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 4,4 Prozent gesenkt hat. Damit liegt sie um einen halben Prozentpunkt unter der Oktoberprognose. Für 2021 wird das Wachstum jetzt auf 5,9 Prozent geschätzt. Laut IWF soll die US-Wirtschaft 2022 um 4 Prozent (1,2 Prozentpunkte weniger als im Oktober erwartet) und die chinesische Wirtschaft um 4,8 Prozent zulegen (0,8 Prozentpunkte weniger). Der IWF rechnet jetzt auch mit einer hartnäckigeren Inflation als noch im Oktober und begründet dies mit anhaltenden Lieferengpässen und hohen Energiepreisen.
Wachstumsdynamik und geringerem politischen Rückenwind gekennzeichnet sein.

Besonders deutlich zeigt sich dies in den USA. Im 4. Quartal 2021 ist die US-Wirtschaft um 6,9 Prozent p. a. gewachsen. Insgesamt hat sie 2021 um 5,5 Prozent zugelegt, so viel wie seit 1984 nicht mehr. Dieses Tempo ist nicht zu halten, die Wachstumsraten sollten von nun an rückläufig sein. Der Schwung lässt also nach.

Auch der US-Notenbank (FED) ist nun aufgefallen, dass sich die wirtschaftliche Lage gewandelt hat. Vollbeschäftigung könnte ihrer Meinung nach relativ bald erreicht sein. Eine erste Zinserhöhung bereits im März ist möglich. Darüber hinaus dürfte die FED im Sommer damit beginnen, die Notenbankbilanz zu verkürzen, indem sie Kapital aus fällig werdenden Anleihen nicht mehr voll reinvestiert.

Ebenso kommt die Europäische Zentralbank (EZB) langsam unter Druck. Christine Lagarde hat zunehmend Mühe ihre expansive Geldpolitik zu rechtfertigen. Zunächst wurde auch von ihr erstmals die Einschätzung revidiert, wonach die erhöhte Inflation in der Eurozone lediglich ein vorübergehendes Phänomen sei. Lagarde bezeichnet mittlerweile das Inflationsrisiko als nach oben geneigt. Dennoch will sie ihren Weg der Geldflutung nicht verlassen. Sie drosselt nur marginal die Geschwindigkeit. Ab April soll das Corona-Notfallkaufprogramm PEPP ruhen. Es wird jedoch durch eine vorübergehende Verdopplung des regulären Kaufprogramms APP auf 40 Milliarden Euro aufgefangen. Im dritten Quartal soll das Kauftempo dann auf monatlich 30 Milliarden Euro sinken und ab Oktober mit den regulären 20 Milliarden Euro weiterlaufen. Selbstverständlich sind das erst kleine Schritte, aber der Gesinnungswandel an der Spitze der EZB erinnert an die US-Notenbank im vergangenen Herbst. Dennoch gilt folgendes immer zu berücksichtigen: Die Verschuldung im Euroraum verbietet eine restriktive Geldpolitik. Italien zum Beispiel hat eine Staatsverschuldung von über 150 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Es gibt keine Möglichkeit, diese Schuldenlast mit strukturell positiven Realzinsen zu bewältigen. Gleichwohl wird sich Christine Lagarde hüten, angesichts der angeblichen Unabhängigkeit der Zentralbank von der Regierungspolitik, dies so öffentlich auszusprechen.

Die neue Realität dürfte also von gutem, aber etwas langsameren Wachstum sowie einer in Nuancen weniger expansiven Geldpolitik gekennzeichnet sein. Dazu passt auch die Botschaft des Internationalen Währungsfonds (IWF), der seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 4,4 Prozent gesenkt hat. Damit liegt sie um einen halben Prozentpunkt unter der Oktoberprognose. Für 2021 wird das Wachstum jetzt auf 5,9 Prozent geschätzt. Laut IWF soll die US-Wirtschaft 2022 um 4 Prozent (1,2 Prozentpunkte weniger als im Oktober erwartet) und die chinesische Wirtschaft um 4,8 Prozent zulegen (0,8 Prozentpunkte weniger). Der IWF rechnet jetzt auch mit einer hartnäckigeren Inflation als noch im Oktober und begründet dies mit anhaltenden Lieferengpässen und hohen Energiepreisen.

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