Ruhestandsplanung in einem Nullzinsumfeld

von | 24. September 2021

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Kolumne von Leopold Zellwecker, Leiter Portfoliomanagement Privatkunden der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München.

Seit der Finanzkrise 2008/2009 ist das Zinsniveau deutlich gesunken. Mit dem Ausbruch der Coronakrise und der damit verbundenen expansiven Geld- und Fiskalpolitik von Staaten und Notenbanken, scheint eine Rückkehr des Zinsniveaus auf Vorkrisenstände sehr unwahrscheinlich. Dargestellt werden soll, wie eine Ruhestandsplanung in einem derartigen Nullzinsumfeld aussehen kann.

Gesetzliche Rente und Lebensversicherungen

Die gesetzliche Rente allein ist im Ruhestand in vielen Fällen nicht ausreichend, um die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu decken. Zusätzlich entsteht durch den demografischen Wandel im Rentensystem ein zusätzlicher Druck. So nimmt die Zahl der Beitragszahler immer weiter ab, während sich die Zahl der Leistungsempfänger stetig erhöht.
Neben der gesetzlichen Rente haben bisher viele Deutsche in Lebensversicherungen angespart, um Ihre Rente im Alter aufzubessern. Bei einem Nullzinsniveau ist eine Kapital-Lebensversicherung, jedoch speziell, wenn man auch noch die Inflationsraten in Betracht zieht, kaum mehr rentierlich.

Sachwerte (Immobilien, Aktien, Edelmetalle)

Risikolose Zinsen, welche in der Lage sind, den Kaufkraftverlust durch Inflation abzufedern, sind schon allein aufgrund der Verschuldungsthematik wohl für längere Zeit nicht mehr vorstellbar. Um Erträge oberhalb der Inflation erzielen zu können, müssen Risiken in Form von Schwankungen in Kauf genommen werden. Während die Schwankungen bei Aktien und Edelmetallen jederzeit sichtbar sind und für den Anleger eine nervliche Belastung darstellen können, sind die Risiken am Immobilienmarkt meist nicht geringer. Neben weniger sichtbaren Schwankungsrisiken ist es mittlerweile immer schwieriger in guten Lagen eine Immobilie zu finden, die nach allen Kosten und Inflation die Kaufkraft erhalten kann. Langfristig betrachtet,
konnten in der Vergangenheit sowohl solide Aktien, gute Immobilien und Edelmetalle, im speziellen Gold, vor Kaufkraftverlusten am besten schützen.

Überblick durch Erstellung einer Vermögensbilanz verschaffen

In der Regel kann der Vermögensinhaber sein Vermögen auf

1. Immobilien,
2. Aktien, Edelmetalle und Anleihen
3. Versicherungen (Kapital- und Rentenversicherungen)
4. Liquidität (Cash & kurzlaufenden Anleihen höchster Bonität)
5. Beteiligungen (Private Equity etc.)

aufteilen.

Diesen Aktiva stehen meist Passiva in Form von Krediten z.B. auf Immobilien gegenüber.
Geht man beispielhaft von Aktiva in Höhe von 1,5 Mio. € aus und Krediten in Höhe von 500T €, bestünde ein Nettovermögen von 1 Mio. €.

Einnahmen-Ausgaben-Rechnung hilft zur Ermittlung des Kapitalbedarfs

Bei der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung geht es darum, zu ermitteln, ob es zwischen Einnahmen und Ausgaben zu einer jährlichen Deckungslücke kommt oder ein Überschuss am Ende des Jahres zu Buche steht. Im Falle einer Unterdeckung ist zu ermitteln, in wie viel Jahren das Vermögen aufgebraucht ist und ob sich das mit der Lebenserwartung deckt. Ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Vermögensinhaber ihr Vermögen überleben, ist es sinnvoll sowohl Einnahmen als auch Ausgaben möglichst zeitnah zu optimieren.

Beispielhaft können Einnahmen über

1. Immobilien (Mieteinnahmen)
2. Aktien, Edelmetalle und Anleihen (realisierte Gewinne, Dividenden, Zinsen)
3. Versicherungen (z.B. monatliche Auszahlung der Rentenversicherungen)
4. Liquidität (keine Einnahmen; Negativzins möglich)
5. Beteiligungen
6. Gesetzliche Rente bzw. Berufsständisches Versorgungswerk

generiert werden.

Ausgaben für Kredite, Kapital- und Rentenversicherungen fallen mit Eintritt in den Ruhestand idealerweise nicht mehr an.

In der Regel beschränken sich die Ausgaben somit auf
1. Miete (falls kein Eigenheim)
2. Lebenshaltungskosten
3. Versicherungen (Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Versicherungen rund ums Haus, Kfz-Versicherungen).

Strukturierung von Vermögen und Liquidität

Der Vermögensinhaber unterscheidet idealerweise zwischen kurzfristigem (bis 3 Jahre), mittelfristigem (3-5 Jahre) und langfristigem (größer 5 Jahre) Anlagehorizont.

Kurzfristiger Anlagehorizont:
Gelder, die der Vermögensinhaber zeitnah benötigt, sollten auf Geldkonten oder in kurzfristigen Anleihen bester Bonität geparkt werden.
Mittelfristiger Anlagehorizont:
Moderate Schwankungen sind möglich. Es eignet sich ein Aktienanteil von ca. 50 Prozent.
Langfristiger Anlagehorizont:
Höhere Schwankungen sind aufgrund von höheren Renditeerwartungen verkraftbar. Für einen langfristigen Kapitalerhalt und -aufbau eignet sich ein Aktienanteil von 80 bis 100 Prozent.

Insbesondere Gelder, die in Form von Langfristvermögen angelegt werden, helfen die Einnahmen deutlich zu steigern. Unterstellt man hier eine Verzinsung von 5 Prozent p.a. und eine Summe von 1 Mio. € bei einem Anlagehorizont von 10 Jahren erwirtschaftet das Depot einen Mehrwert von ca. 630 T € über diesen Zeitraum. Gibt man dem Depot statt 10 Jahren 15 oder 20 Jahre, beträgt der Zuwachs bereits ca. 1,1 Mio. € bzw. über 1,6 Mio. €. Folglich verlagert sich der Punkt, an dem das Vermögen aufgebraucht ist, nach hinten und der Vermögensinhaber kann sich im Ruhestand auch mal den ein oder anderen Wunsch erfüllen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

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