Kolumne von Markus Merkel, steinbeis & häcker vermögensverwaltung gmbH in München. Der Investmentanalyst (DVFA) und Kunsthistoriker M.A. leitet dort den Bereich Mandate und Kooperationspartner.
„Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“ Hat der US-amerikanische Schauspieler Danny Kaye zurecht nicht auch an Kunstgegenstände gedacht? Nüchtern betrachtet und in krisenhaften Zeiten wie derzeit sicherlich. So hatte der US-Ökonom John Exter (1910 – 2006) eine inverse Pyramide gängiger Vermögensklassen entwickelt, in der unsichere und volatile Vermögenswerte wie Kunst, Derivate oder unbesicherte Pensionsansprüche ganz oben stehen. Diese Vermögenswerte versprechen nur in Phasen mit hoher Liquidität und günstiger allgemeinwirtschaftlicher Entwicklung bzw. Stimmungslage eine positive Wertentwicklung. Gegenwärtig wird Kunst als Investment somit eher riskanter.
Wir bei steinbeis & häcker agieren der Struktur der uns anvertrauten Gelder nach als institutionell geprägter Asset Manager und bieten unseren (semi-)institutionellen Mandanten wie auch Privatkunden Zugang zu hochliquiden Qualitätswerten der Realwirtschaft. Eine Diversifikation in illiquide Anlagekategorien wie eben Kunst ist zur Erreichung der Anlageziele somit primär nicht erforderlich. Gleichwohl bedienen wir aus unserem internationalen Netzwerk heraus und im Sinne eines Family Offices gegebenenfalls auch den Wunsch nach Anlagemöglichkeiten im Kunstmarkt. Mit dem Kauf z.B. einer Bronzeskulptur erwirbt man immerhin mindestens den Materialwert verbunden mit der emotionalen Gratis-Dividende eines Wohlfühlfaktors.
Mehr noch als andere Marktplätze gilt für den Kunstmarkt „it´s people´s business“ und die Lockdown-Maßnahmen treffen dieses Wirtschaftssegment mit besonderer Härte. Künstlern fehlt angesichts abgesagter Vernissagen und verschobener Ausstellungen der Zugang zu Sammlern bzw. Käufern und der Versuch der Galerien in die digitale, virtuelle Welt des Internets auszuweichen, erweist sich als nicht zielführend. Die Verfassung des Kunstmarkts weist traditionell sehr hohe Amplituden auf und war schon vor Ausbruch der Virus-Krise gestresst. Der sich abflachende Trend erreichte zunächst die internationalen Auktionshäuser und führte zu zweistelligen Umsatzeinbußen, insbesondere im Premiumsegment. Anschließend wird es wohl zu einer Marktbereinigung gerade unter noch nicht etablierten Galerien kommen. Eine V-förmige Erholung mit baldiger Rückkehr der Marktverfassung zum Status Quo im Zeitalter vor Corona gilt nicht als Basis-Szenario. Ähnlich wie in der Wertpapieranlage vermag Fokussierung auf unbedingte Qualität einen gewissen Risikoschutz zu bieten.
Eine erste Indikation für die Preisfindung eines Kunstobjekts ergibt sich grundsätzlich u.a. aus der Qualität der Materialien und der Ausführung, inwieweit das Objekt als typisch für den Künstler anzusehen ist, als wegweisend für sein Gesamtwerk und letztlich in welchem Umfang es als maßgeblich für die Fortentwicklung der Kunstgeschichte einzustufen ist. Gab es prominente Vorbesitzer oder wurde das Werk im Rahmen wichtiger Ausstellungen gezeigt? Mit Vorsicht zu genießen sind demgegenüber Objekte, die auf verschiedenen Auktionen bereits wie Sauerbier angeboten wurden.
Ähnlich wie Gold und Edelmetalle generiert Kunst keine laufenden Erträge, es sei denn, man stellt eine thematisch geschlossene Sammlung Museen gegen Entgelt zur Verfügung und partizipiert zusätzlich am damit einhergehenden Merchandising. Einen eher mittelbaren Weg unternehmen Kunst-Fonds im Vehikel eines Publikumsfonds. Die Anlegergelder werden bei diesen Konzepten in einen Sammlungsaufbau investiert, verbunden mit der Perspektive ein Museum oder einen dauerhaften Ausstellungsbetrieb als Abnehmer zu gewinnen. Die Renditechance liegt dann meist in einem potenziellen Paket-Aufschlag. Allerdings neigen derartige Fondskonzepte dazu mitunter als Rohrkrepierer zu enden. Uns scheint der Erwerb von Einzelobjekten somit praktikabler und wir stellen gerne entsprechende Kontakte zu Künstlern ausgewählter Gattungen her.
Bleiben Sie nichtsdestotrotz optimistisch und gehen Sie doch mal wieder ins Museum!